Anwohner schwanken zwischen Gewöhnung und Frust und hoffen auf eine Umgehung –31.08.2019 17:19 Uhr
SCHLUNGENHOF – Rainer Beißer hat einige sehr gute Wochen erlebt. Sie sind vorbei, kommen wohl nicht so schnell wieder. Als die Bundesstraße 13 in der Ortsdurchfahrt Muhr über Wochen hinweg erneuert und für den Verkehr total gesperrt wurde, da ging es Beißer, wohnhaft in Schlungenhof, Ansbacher Straße 17, so richtig gut. Kein Verkehr, kein Lärm, keine Abgase, so einfach und so schön war das.
Vergangene Zeiten …
Er kann sich gut erinnern an die 70er-Jahre. Der Verkehr war gering, das Ein- und Ausfahren nicht schwierig. Gerade die Wochenenden waren eher ruhig. Sohn Rainer half gerne in der damals noch bestehenden Landwirtschaft der Eltern mit, später wurde er selbst Eigentümer des stattlichen Bauernhauses. Dieses wurde Ende der 90er-Jahre umgebaut und modernisiert. An einen Wegzug wegen der Bundesstraße dachte Rainer Beißer, von Beruf Industriekaufmann und bei der Firma Bosch Industriekessel beschäftigt, damals nicht. Die Eltern waren noch da und sollten ihr Zuhause behalten. Und Beißer versteht sich als Ur-Schlungenhöfer, der Heimatort liegt ihm am Herzen.
Diese Einstellung hat sich nicht geändert, die Verkehrsbelastung aber umso mehr. Sehr viele Lkw passieren das Haus, seit der Einführung der Maut hat ihre Zahl noch deutlich zugenommen. Das Feriengebiet Fränkisches Seenland hat der Region gut getan, den Menschen an der Schlungenhöfer Ortsdurchfahrt aber auch Nachteile gebracht. Samstags setzt ab etwa 10 Uhr ein massiver Ausflugs- und Urlaubsverkehr ein. Am Sonntagnachmittag wird dann ab 15.30 Uhr ein neuer Höhepunkt erreicht, dann merkt man die vielen Autos, die vom Brombachsee herüberkommen und deren Fahrer zur Autobahn bei Ansbach streben. Wenigstens ist es in den Wintermonaten etwas ruhiger, erzählen Rainer Beißer und seine Partnerin Sabine Fischer-Kugler. So ganz nebenbei erwähnen sie jedoch die Sportauspuffe an manchen Autos, den Fußgängerüberweg mit Ampelschaltung, an dem viele Autos lautstark anfahren müssen, und einen Kanaldeckel, der zu tief lag und deshalb enormen Krach machte, wenn ein Lkw darüber fuhr. Immerhin: Der Kanaldeckel wurde vor einigen Jahren versetzt, dieses Lärm-Ärgernis ist passé.
Die Erfahrung zeigt, dass der Lärm sich bei trockener Straße in Grenzen hält. Ganz anders sieht es bei Regen aus. Die nasse Fahrbahn verstärkt die Geräusche ernorm. Das ist dann “eine ganz andere Hausnummer”.
Doch im Grunde will Rainer Beißer nicht jammern und klagen, da ist er auch nicht der Typ für. Er sieht die Situation nüchtern, obwohl er, wie auch andere Schlungenhöfer, massiv Betroffener ist. Er ist wie seine Partnerin berufstätig. Nach Feierabend ist man froh, in den eigenen vier Wänden zu sein. Die Fenster sollte man nur mal kurz aufmachen, ansonsten geschlossen halten. Und wenn draußen, im Hof, etwas zu tun ist, dann achtet man darauf und eben nicht auf den Verkehr. “Man gewöhnt sich an die Situation”, betont der Hausherr mehrmals. Er sagt auch: “Ich ignoriere die Straße, soweit es geht. Ich nehme sie meistens nicht wahr.”
Erst wenn man die beiden gezielt auf die Wohnqualität anspricht, merken sie, dass sie eingeschränkt leben. Gerade wenn sie zu Hause Urlaub haben, wird ihnen bewusst, dass die Umgebung ihre Tücken hat, dass sie sich oft von der Umgebung abschließen müssen. Die Abgase machen die Fenster im Übrigen schon bald dreckig. Im Umfeld des Hauses gibt es zwar eine Art Terrasse, aber richtig gemütlich kann es dort bei dem Verkehrslärm nicht sein. Besucher sprechen das zuweilen richtig deutlich aus. Als letztens ein Handwerker kam und am Haus einiges zu bereden war, konnte man sich kaum verständigen. Und Beißer selbst kümmert sich regelmäßig vor dem Haus um eine kleine städtische Grünfläche. Wenn er sie mäht, darf er sich keinen Fehltritt erlauben: Unmittelbar daneben fließt der Verkehr.